Die I-Ging-Methode Original: www.spiegel.de

Von Wiensowski, Ingeborg

Mit Hilfe des "Buches der Wandlungen" übersetzt Kexin Zang Bilder in Symbole.

W as, fragt man sich, haben ein rosa Teddy mit dem Foto eines schwarzen Mädchens auf dem Kopf und ein Fisch auf dem Gras eines Blumentopfes mit der "Presidential Inauguration of Barack Obama" zu tun? "Es ist das gleiche Bild", sagt Kexin Zang, 31, chinesische Künstlerin mit Wahlheimat Berlin, "nur verwandelt durch I Ging." Mindestens 5000 Jahre ist das "Buch der Wandlungen" alt, und es hat die Kultur, Sprache und Schrift Chinas geprägt. Und die Kunst von Zang. Beim Fotografen Thomas Struth hat sie studiert und danach festgestellt, dass ihre klassische, perfekte Fotografie sie langweilte. Mehr symbolisch und gleichzeitig bildlich wollte sie arbeiten und ihre Kultur einbringen. "In China ist ein Bild nicht unveränderlich, sondern kann als Metapher andere Dinge erklären", sagt Zang. Und sie begann, ihre Kunst mit der Methode von I Ging zu verknüpfen, etwa für ihre konzeptuelle Serie "History". Zuerst wird gerechnet: Daten des Ereignisses plus Befragungszeit, geteilt durch acht, das Ergebnis sind Hexagramme mit festgelegten Bedeutungen - für Obamas Inauguration stehen Feuer, Meer, Wasser und Wind. Dafür wählt Zang festgelegte Bildsymbole aus - "Gras" beispielsweise steht für Wind und "Spielzeug" für Meer - und ordnet sie für ihr Stillleben-Foto an. Ihre Berechnungsformeln hängt Zang immer als Erklärung neben ihr Foto, und das sieht so komisch neben Teddy und Fisch aus, dass man den Verdacht nicht los wird, Zang habe im I-Ging-Orakel eine bisher unbekannte witzige und ironische Deutungsweisheit entdeckt.

Kexin Zang. Fotoarbeiten.

Kunstverein KunstHaus Potsdam. 5.9.- 17.10., Tel. 03 31/200 80 86.

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